top of page

HYPERLAPSES

So genannte Hyperlapses sind in den letzten Jahren bei Filmemachern immer mehr in den Trend gekommen, so bin auch ich auf diese besondere Art von Aufnahmen gestoßen. Während meiner Zeit in Berlin waren neben vielen anderen Dingen Hyperlapses weit oben auf der Liste mit den Dingen, die ich mir selbst beibringen wollte. Letztendlich habe ich nach ein paar Testversuchen ein riesiges privates Projekt in Angriff genommen, bei dem ich innerhalb von zwei Monaten am Ende mehr als 180 Hyperlapses aufgenommen und die meisten davon manuell stabilisiert habe. Ich konnte aus vielen Fehlern lernen und bin dabei auf so viele Schwierigkeiten, Auffälligkeiten, Tricks, und „Aha-Momente" gestoßen, dass ich diese Technik mittlerweile quasi beherrsche. Das fertige Hyperlapse-Video, sowie mehr Informationen darüber, erfährst du mit einem Klick auf den Button:

Auf dieser Seite erfährst du, was eine Hyperlapse eigentlich ist, welche Schritte für die Entstehung alles dazugehören, sowie über verschiedene Arten, die es gibt. 

WAS IST DENN EINE HYPERLAPSE?

Vermutlich weißt du bereits was eine Timelapse, oder eine Zeitraffer-Aufnahme ist. Das ist ein Video, welches in höherer Geschwindigkeit abgespielt wird. So lassen sich zum Beispiel Sonnenuntergänge oder wachsende Pflanzen in nur wenigen Sekunden anschauen. Gerade längere Aufnahmen werden dabei in der Regel von einem festen Standpunkt aus mithilfe eines Stativs gedreht. Eine Hyperlapse, gerne auch Motion-Lapse genannt, ist im Grunde auch eine Timelapse, aber sogar noch viel mehr. Sieh dir hier erstmal ein Beispiel für eine Hyperlapse an:

Wie du siehst verändern sich bei Hyperlapses die Perspektive und/oder die Entfernung zum Objekt. Die Timelapse bekommt also eine Kamerabewegung hinzu. Es entsteht wie eine kleine Zeitverkrümmung, da in der Aufnahme mehrere Minuten vergehen, aber die Kamera sich wie in Echtzeit zum Objekt bewegt. Es können dabei weite Distanzen zurückgelegt und große Räumlichkeiten eingefangen werden. Besonders für Architektur eignet sich die Technik daher sehr gut. Der Effekt, der am Ende entsteht ist in jedem Fall beeindruckend. 

WIE WERDEN HYPERLAPSES GEMACHT?

Viele würden wahrscheinlich darauf schließen, dass für die Aufnahme einer Hyperlapse größere technische Hilfsmittel erforderlich sind. In Wahrheit ist alles was man dazu brauch eine Kamera. Nicht mal ein Stativ ist zwingend notwendig. Erst später in der Postproduktion wird man ein Programm zur Stabilisation benötigen, wenn man eine wirklich schöne Hyperlapse erhalten möchte. Doch fangen wir erstmal von vorne an. Tatsächlich ist die Technik zumindest vom Prinzip her nicht schwierig. Das größere Problem ist eher der Aufwand, der dahintersteckt. Eine Hyperlapse ist keine Videoaufnahme, sondern ganz viele Fotos. Jedes Bild wird manuell von Hand fotografiert, wie bei einem Stop-Motion-Film. Wenn ich also bedenke, dass ein Video in der Regel 25 Bilder pro Sekunde enthält, muss ich für eine 4-sekündige Hyperlapse 100 Fotos schießen. Entscheidend bei den Fotos ist jetzt, dass ein Punkt auf jedem der 100 Fotos immer exakt an der gleichen Stelle ist. Das erreiche ich indem ich mir ein Raster auf meinem Kamerabildschirm aktiviere und mir einen geeigneten Fixpunkt am Objekt suche. Dort wo sich zwei Linien des Rasters kreuzen versuche ich meinen Fixpunkt dann bei jedem Foto zu treffen. Im nachfolgenden Video siehst du ein Beispiel, bei dem die Mitte der Uhr als Fixpunkt diente.

raster_4_schwarz_Zeichenfläche_1.png
raster_3_schwarz_Zeichenfläche_1.png

Bei fast allen neueren Kameras sollte man sich ein 4x4-Feld und ein 3x3-Feld Raster anzeigen lassen können. Zur Not muss man kreativ sein und sich selbst ein Raster auf den Bildschirm kleben oder ähnliches

Ich mache also immer ein Foto und geh dann einen Schritt. (Je nach Distanz auch mehrere Schritte, wichtig ist, dass die Strecke, die ich zwischen zwei Fotos zurücklege, immer die gleiche ist.) In Abhängigkeit davon, an welche Kreuzung im Raster ich meinen Fixpunkt lege und wie meine Strecke zum Objekt verläuft, verändert sich die Perspektive. Jetzt muss ich aber natürlich auch noch die Kamera gerade halten, sodass sich die Drehung zwischen allen Videos nicht verändert, und sie zusammengesetzt ein schönes, stabiles Video ergeben. Viele Kameras haben eine elektronische Wasserwaage, die einem ziemlich genau anzeigt, wie gerade man die Kamera hält. Wenn man diese Funktion an seiner Kamera nicht hat, wird es etwas schwieriger. Man kann sich aber zum Beispiel an vertikalen und horizontalen Gebäudekanten orientieren, und mithilfe des Rasters schauen, dass diese ihre Neigung nicht verändern, wobei allerdings die sich verändernde Perspektive berücksichtigt werden muss. Diese Methode ist jedoch wesentlich ungenauer und führt oft zu Einschränkungen, weshalb ich beim Kauf meiner Kamera auch sichergestellt habe, dass eine elektronische Wasserwaage integriert ist.

 

Wenn alle Fotos geschossen sind werden diese am Computer zu einem Video verbunden. Die Aufnahme, die dabei rauskommt, ist immer noch sehr wackelig und ruckelig, denn wir können noch so gut fotografiert haben, Fixpunkt und Drehung bei jedem Foto perfekt zu treffen ist nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Wir müssen die Aufnahme stabilisieren. Viele professionelle Schnittprogramme haben eine automatische Stabilisierungssoftware. Bei meinem Programm Adobe Premiere Pro heißt dieser Effekt Warp Stabilizer. Mit etwas Glück schafft es dieser aus unserer Aufnahme ein wunderbares stabiles und ruckelfreies Video zu zaubern. Leider sieht die Realität oft anders aus, denn diese Stabilisationsprogramme sind darauf ausgelegt Videos zu stabilisieren, und weniger um aneinanderliegende Fotos, die unregelmäßig versetzt sind aufeinander anzupassen. Oft ist es deshalb besser, und manchmal sogar unumgänglich, die Hyperlapse selbst zu stabilisieren. Das ist nochmal ein riesen Stück Arbeit, welches sich jedoch lohnt. Zur manuellen Stabilisation benutze ich das Programm Adobe After Effects. Hier korrigiere ich für jedes einzelne Bild nochmal den Fixpunkt, jedoch kann ich das nun natürlich Millimetergenau machen. Wenn ich das für alle Bilder gemacht habe suche ich mir einen zweiten Punkt im Bild, den ich auf jedem Foto markiere, anhand dem sich das Programm orientieren kann, um die Drehung zu stabilisieren. Letztendlich ist die manuelle Stabilisation ein etwas umfassenderer Prozess, bei dem viele Dinge beachten werden müssen, was ich in diesem Text aber nicht in aller Ausführlichkeit aufführen möchte.

AUFWAND + ANDERE METHODEN

So eine Hyperlapse ist also ein großer Aufwand für nur wenige Sekunden Video. Für 100 Fotos benötigt man etwa 20 Minuten, und wenn die Aufnahme manuell stabilisiert wird kommen in der Regel nochmal etwa 40 bis 60 Minuten hinzu. Wir haben also für 4 Sekunden Video circa eine ganze Stunde Arbeit, und da sind An- und Abreise, die Zeit die für die Datenübertragung von der Kamera auf den PC benötigt wird, die Renderzeit der Programme, sowie das Color Grading bzw. die Farbkorrektur der Aufnahmen noch nicht mit eingerechnet.

Es gibt eine etwas schnellere Methode, mit denen Motion-Lapses aufgenommen werden können. Dabei wird die Kamera auf ein Gimbal (externer Bildstabilisator) geschraubt, mit dem man sich dann ganz langsam fortbewegt. Der Effekt ist jedoch nicht derselbe. Es vergeht meistens weniger Zeit und ist meistens nicht so präzise, da die Kamera nur ihre Bewegung beibehält, aber nicht das Objekt haargenau im Fokus behält. Mir persönlich sagt diese Methode daher eher weniger zu.

Weitere Hilfsmittel, die gerne verwendet werden, sind elektronische Slider. Diese arbeiten meistens so genau, dass die Aufnahme mit großer Sicherheit nicht manuell stabilisiert werden muss. Man spart hier also viel Zeit, jedoch können mit einem Slider nur kleine Distanzen von wenigen Metern zurückgelegt werden. Bei Cinematographen, welche Zeitraffervideos im Internet auf so genannten Stockseiten anbieten, sind Slider-Aufnahmen sehr beliebt, weil sie sich von normalen statischen Zeitraffern abheben, da sie dem Bild ein klein wenig mehr Räumlichkeit geben, jedoch überschaubaren Aufwand mit sich ziehen. Den besten Effekt für mich haben aber immer noch die Hyperlapses ohne Hilfsmittel.

DER EFFEKT VERSCHIEDENER BELICHTUNGSZEITEN

Durch verschiedene Belichtungszeiten lassen sich verschiedene Looks bei Hyperlapses erstellen. Mit einer längeren Belichtungszeit hat man mehr Bewegungsunschärfe, mit einer kurzen Belichtungszeit scharfe Bilder. Hyperlapses mit längerer Belichtungszeit (z.B. 4' sek) fühlen sich flüssiger an, da die Bilder mehr miteinander verbunden scheinen. Alles was sich während der Belichtungszeit bewegt verwischt sich, so werden zum Beispiel die Lichter fahrender Autos zu Linien. In einer sehr kurzen Zeit hingegen (z. B. 1/50 sek) bewegt sich kaum etwas, wodurch man den Vorteil hat, gestochen scharfe Bilder zu erhalten, was aber zu einem etwas härteren Stil führt. Schau dir doch mal den Unterschied zwischen Timelapses, die unterschiedlich lang belichtet wurden, im Beispielvideo unten an. 

Hyperlapses mit längerer Belichtungszeit müssen zwangsläufig mit Stativ gemacht werden, da während der Belichtungszeit die Kamera nicht bewegt werden darf, zumal sonst das ganze Bild verwackelt ist, und nicht nur das was sich bewegt. Da das Stativ bei jedem Foto immer erneut ausgerichtet werden muss dauert diese Form leider auch etwas länger. Bei Nacht sind Langzeitbelichtungsaufnahmen kein Problem, am Tag benötigt man jedoch einen stärkeren, teureren ND-Filter dafür, weil durch die lange Belichtungszeit das Bild stark überbelichtet, und das Bild wieder erheblich abgedunkelt werden muss. Wer einen ähnlichen Effekt erzielen möchte, aber einen solchen ND-Filter nicht besitzt, oder bereits seine Aufnahmen mit sehr kurzer Belichtungszeit aufgenommen kann sich der Methode des Frame-Blendings bedienen. Dabei werden zwei Bilder übereinander gelegt, eines davon ist halbdurchlässig. Wie das aussieht siehst du in diesem Clip:

HYPERLAPSE FÜR FORTGESCHRITTENE

Wer einige Erfahrungen mit Hyperlapses gemacht hat und gänzlich verstanden hat wie sich gewisse Dinge verhalten damit eine Hyperlapse funktioniert (sowohl beim Drehen als auch in der Stabilisation), dem bieten sich ganz große Freiheiten. Denn letztendlich ist eine Hyperlapse wie ein Video, bei dem man aber komplett manuell, jeden Frame (=jedes Bild) bestimmen kann. So muss man sich irgendwann nicht mehr zwingend an einen Fixpunkt halten, sondern kann ihn je nach Wunsch wandern lassen. Dazu muss man jedoch wissen was beachtet werden muss und brauch auch ein Gefühl dafür, wie man den Fixpunkt so verändert, dass die Bewegung trotzdem weich und realistisch ist. Hier siehst du mal ein Beispiel von einer meiner Aufnahmen, bei der ich zwischenzeitlich eine Kamerabewegung ohne Einhalten eines festen Punktes eingebaut habe:

Genau so kann man auch mit der Kameradrehung spielen, und wie ein Jet durch die Gegend fliegen, so wie ich das bei diesen Aufnahmen mal probiert habe:

Auch mit stillstehenden Personen im Bild oder anderen Dingen lassen sich coole Effekte erzielen. Der Kreativität sind irgendwann keine Grenzen mehr gesetzt, wenn man sich aktiv mit Hyperlapes auseinandersetzt. Eine Hyperlapse-Aufnahme sticht in einem Video auf jeden Fall heraus und ist eine gute Möglichkeit, einem Video noch das Sahnehäubchen aufzusetzen.

MEIN PROGRAMM

ae logo.png

Dieses Programm benutze ich zum manuellen Stabilisieren meiner Hyperlapses:

Adobe After Effects CC 2019

bottom of page