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PRE-PRODUCTION

Meine Arbeit beginnt schon lange bevor die Record-Taste zum ersten Mal gedrückt wird. Vieles muss im Voraus überlegt und geplant werden, damit der Film letztendlich so zustande kommt, wie man ihn sich vorstellt. Auf dieser Unterseite gebe ich dir einen kleinen Einblick über den oft unterschätzten Teil meiner Arbeit, der zwischen der ersten Idee und dem ersten Drehtag liegt.

OHNE IDEE KEIN FILM

Stell dir vor, du möchtest ein Bild zeichnen. Du sagst nicht einfach: Ich male jetzt ein Bild, und malst dann ein Bild. Nein, du wirst dir erstmal überlegen müssen, was du überhaupt zeichnen möchtest. In deinem Kopf wirst du dir dein Bild bereits vorstellen, und dann versuchen, das Bild aus deiner Vorstellung aufs Papier zu bringen. Genauso ist es auch beim Filmemachen. In meinem Kopf habe ich den Film in gewisser Maßen schon vor Augen, wenn ich mich an die Arbeit mache. Die Vorstellung ist mein Leitfaden. Es ist natürlich unmöglich vorherzusehen was genau passiert, oder wie eine Aufnahme, die noch nicht getätigt wurde aussehen wird. Ich muss nicht jede Perspektive, jeden Schnitt, jeden Übergang im Voraus wissen - das meiste entsteht wirklich spontan. Aber ich brauche immer einen Grundaufbau und sollte zumindest wissen, welche Art von Aufnahmen ich brauche, was zu sehen sein sollte, oder wie die Stimmung sein sollte. Um nochmal zur Zeichnung zurück zu kommen: Wenn du dir beispielsweise vornimmst einen Baum zu zeichnen, wirst du dir nicht jeden Ast, jede Verzweigung, jedes Blatt oder jede Baumfalte bereits im Kopf vorgestellt haben bevor du anfängst zu zeichnen, doch in deinem Kopf wird dir bereits ein ungefähres Bild von einem Baum erscheinen, wie du ihn zeichnen möchtest.

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Wenn also jemand zu mir allein mit der Information: Ich hätte gerne einen Film" kommt, ist das genauso, wie wenn jemand zu dir kommt und sagt: Mal mir mal ein Bild". Du brauchst einfach noch viel mehr Information darüber, was sich dein Gegenüber eigentlich vorstellt bzw. haben möchte. Es ist allerdings kein Problem, wenn ein Auftraggeber das noch nicht so genau weiß, es ist meine Aufgabe genau das herauszufinden. Durch gezieltes Fragen komme ich meist sehr schnell an die Informationen die ich brauche, denn in der Regel besitzt jeder, der sich mit dem Gedanken auseinandergesetzt hat einen Film zu produzieren, bereits irgendwie eine Vorstellung darüber, wie der Film aussehen soll. Die meisten sind sich einfach gar nicht so sehr darüber bewusst, wie viele Gedanken sie eigentlich schon in sich tragen, oder wie sie ihre Vision in Worte fassen können. Nachdem ich dann Bescheid weiß was mein Gegenüber so genau möchte, bin ich an der Reihe und muss mir überlegen, wie ich die gehörten Aussagen in einen Film umwandle.


Kleiner Fakt am Rande: Oft wird in der Pre-Production einer Filmproduktion tatsächlich gezeichnet. Meistens dann, wenn man in einem größeren Team arbeitet, und der Regisseur oder Produktionsleiter seine Vision den anderen Produzenten bildlich machen möchte, oder um zum Beispiel einem Unternehmen die Idee eines Werbefilms darzustellen. Das nennt sich dann Storyboarding, was natürlich auch digital möglich ist.

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STORYTELLING

Storytelling" - Besucher einer Filmuniversität oder Filmschule können dieses Wort wahrscheinlich nicht mehr hören, weil es so oft angepriesen wird. Doch das halt nun mal zurecht, denn nichts ist bei einem Film wichtiger als der Inhalt, der einem erzählt wird. Wenn ich irgendwelchen Laien meine Videos zeige, seien es Freunde, oder Familie, welche keine Ahnung vom Filmemachen haben, werden diese mir grade so sagen können ob ihnen das Video gefällt oder nicht. Aber ich werde nie Dinge von ihnen hören wie zum Beispiel:

„Wow, der Übergang war aber cool!",
„Die Kamerabewegung an dieser Stelle ist dir echt gut gelungen",
oder
„Du hast die Farben richtig schön bearbeitet".

Das liegt ganz einfach daran, dass die meisten Dinge, die ich mache gar nicht auffallen, bzw. niemand weiß was da alles eigentlich dahintersteckt. Das was der Zuschauer aktiv wahrnimmt ist der Inhalt. Er entscheidet darüber ob man ein Video interessant findet oder nicht. Ein Video ist deshalb immer nur so gut wie die Geschichte, die es erzählt.
Aber Moment, wieso solltest du dann für viel Geld eine Filmproduktion oder einen Filmproduzenten beauftragen, um dir ein hochwertiges Video machen zu lassen, wenn doch nur der Inhalt zählt?

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Erinnere dich mal an deine Schulzeit (sofern diese kein halbes Jahrhundert zurück liegt). Frage dich, wieso Schüler den Lehrer vor Beginn jeder Stunde fragen, ob sie einen Film gucken können. Oder frage dich, warum es Schüler gibt, die zum Beispiel von Harry Potter sich ungewollt alle Charaktere, mit ihren Eigenschaften, Zaubersprüchen und besonderen Fähigkeiten merken, aber sich schwer tun den Aufbau einer Zelle und deren Funktionen einzuprägen. Das erste von zwei Stichworten lautet Wahrnehmung. Wenn du einfach ein Video mit deinem Handy filmst, in dem du deinen Inhalt einfach vorträgst, und das dann ungeschnitten ins Netz stellst, dann würden schätzungsweise 95% der Menschen, die das Video sehen nach spätestens 20 Sekunden abbrechen und weiterscrollen - ganz einfach weil sie sich langweilen. Wenn visuell und auditiv viel passiert ist der Zuschauer beschäftigt und bekommt gleichzeitig mehr Bezug zum Inhalt, sofern das was zu sehen und hören ist mit dem Inhalt einher geht. Natürlich darf man es auch nicht übertreiben, nicht umsonst sagt man, dass weniger Effekte oft mehr sind. Trotzdem haben Effekte ihren Nutzen. Letztendlich ist die Rechnung ganz einfach: Das Video darf nicht vom Inhalt ablenken, aber es gibt viele Möglichkeiten das Video für den Zuschauer interessanter zu machen. Das zweite Stichwort lautet Emotion. Mithilfe von Videos kann man viel leichter Emotionen in anderen wecken. Sei es durch die Musik, die Kamerabewegung, die Schnittgeschwindigkeit, die Farbgebung,

oder ganz vielem anderen. Ein Film kommuniziert also nicht nur auf der Sachebene, sondern auch ganz stark auf der Gefühlsebene. Dazu kommt, dass wir Menschen es nicht nur schön finden Gefühle zu spüren, wir erinnern uns auch viel besser an Dinge, zu denen wir eine emotionale Bindung haben. Wenn du also möchtest, dass sich jemand erinnert an das was du ihm erzählt hast, und im Idealfall dem auch noch positiv gegenübersteht, solltest du schauen, dass du entsprechende Gefühle in ihm ausgelöst hast.

 

Wie erwähnt ist der Inhalt selbst jedoch immer noch am entscheidendsten, und es ist genauso Aufgabe eines Filmproduzenten eine gute Geschichte aus dem, was der Auftraggeber inhaltlich mitbringt, zu entwickeln.

SONSTIGE VORTEILE GUTER PLANUNG

Eine gute Pre-Production ist also elementar für einen guten Videoinhalt und einen sinnvollen Videoaufbau. Je mehr wir im Voraus wissen, desto besser können wir aber auch die Stimmung schon im Dreh steuern. Wenn ich zum Beispiel weiß, dass ich eine eher ruhige langsame Atmosphäre aufbauen möchte und viel mit Slow-Motion-Aufnahmen arbeiten möchte, weiß ich, dass ich meine Kamera in 100 Bildern pro Sekunde aufnehmen lassen muss. Ich kann zudem langsamere Schwenks und weniger Kamerabewegung durchführen. Wenn ich vorher schon weiß welche Musik ich benutzen möchte, und die passende Schnittgeschwindigkeit dazu kenne, weiß ich, wie lange meine Aufnahmen in etwa im Video zu sehen sein werden, was mir sagt in welcher Zeitspanne etwas in einer Aufnahme passieren sollte. Bei einem dynamischen, actionreichen Video hingegen ist mehr Bewegung, und weniger Zeit zwischen den Schnitten besser. Es gibt aber zum Beispiel auch Tricks, spezielle Effekte oder Techniken, die gewisse Voraussetzungen benötigen, um sie in der Postproduktion umsetzen zu können. Bei den meisten etwas trickreicheren Transitions (=Übergängen) zum Beispiel, müssen beide Aufnahmen, welche der Übergang verbindet, in die exakt gleiche Richtung geschwenkt werden. Wenn ich so einen Übergang einbauen möchte, muss ich entweder hoffen, zufällig zwei Aufnahmen die inhaltlich aneinander passen in die gleiche Richtung geschwenkt zu haben, oder ich plane so etwas bewusst im Voraus mit ein.

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Für diejenigen, für die es noch nicht zu kompliziert geworden ist: Ein weiteres gutes Beispiel ist die Technik namens Speed-Ramping. Hierfür sollte meine Kamera auch mit mindestens 50 Bildern pro Sekunde filmen und jede Aufnahme braucht genug Vorlaufzeit und Nachlaufzeit, in der eine Bewegung stattfindet. Kurz gesagt muss man für die Umsetzung bestimmter Dinge bereits beim Dreh bestimmte Vorkehrungen treffen.

Das waren nur einige Beispiel. Wie du siehst lässt sich durch eine gute Planung noch einiges mehr aus einem Video herausholen.

Dinge, die sonst noch zur Pre-Production gehören:
(vor allem wenn es um gewerbliche Produktionen geht)

MEETING

Wenn ich für jemand anderen einen Film produziere, bevorzuge ich im Normalfall ein persönliches Gespräch im Vorfeld, um das wichtigste ausführlich besprechen zu können. Bei so einem Meeting können Interessen hervorgebracht und sich über Ideen ausgetauscht werden. Neben den Fragen die ich stelle um an die im ersten Abschnitt genannten Informationen zu kommen, kann ich auch bereits meine ersten Ideen, Visionen und Eindrücke äußern und schauen, wie diese mit den Vorstellungen des Auftraggebers zusammenpassen. Gemeinsam wird ein Konzept entwickelt, von dem beide Seiten überzeugt sind. Auch der Auftraggeber ist eingeladen all seine Fragen zu stellen, sodass alle Unsicherheiten aus dem Raum geschafft werden. Gleichzeitig können schonmal die ungefähren Kosten kalkuliert und ein erster Kostenvoranschlag erstellt werden, sodass am Ende niemand aus den Wolken fällt.

LOCATION-SCOUTING

Beim Location-Scouting geht es zum einen darum Drehorte kennenzulernen, zum anderen überhaupt erstmal geeignete Orte zu finden. Manchmal muss man sich viele verschiedene Orte ansehen bis die geeignete Location gefunden ist. Beispielsweise hat man für den Drehort eines Werbesketches vielleicht bereits ein genaues Bild vor Augen, wie die Umgebung sein sollte. Und ein Musikvideo möchte man gegebenenfalls in einer beeindruckenden, extravaganten Location drehen, welche aufgrund der Instrumente und Technik aber auch speziellere Anforderungen erfüllen muss. Bei einem Unternehmensfilm ist hingegen meist ziemlich klar, dass man im Gebäude der Firma dreht, jedoch kann man auch hier schauen, geeignete Räume zu finden. Wenn ein Raum zum Beispiel sehr dunkel ist, oder eine schlechte, hallige Akustik aufweist, ist dieser vielleicht eher weniger gut geeignet. Jedenfalls kann es von Vorteil sein, sich einen Drehort vorab mal anzusehen. Es können Ideen gesammelt werden, wie zum Beispiel welche Perspektiven gut aussehen, Dinge die man einbauen kann, oder Hintergründe die sich für ein Interview eignen. Wie ist die Anreise? Ist ein Aufzug vorhanden? Gibt es falls nötig einen abschließbaren Abstellraum für die Technik? Muss der Verkehr umgeleitet werden? Viele Probleme lassen sich vielleicht schon im Voraus erkennen und bereinigen.

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FINANZEN

Natürlich muss auch finanziell einiges gecheckt werden. Welche Ausgaben habe ich als Filmemacher? Was kostet der Film? Wie hoch ist mein Budget? Welchen Spielraum hat der Kunde? Muss ich mir für den Dreh weiteres Equipment mieten (oder kaufen)? Benötige ich zusätzliche Mitarbeiter (z.B. Kameraleute, Set-Runner, Sprecher,...), die ich bezahlen muss? Vieles was beachtet, durchgerechnet und festgehalten werden muss.

Ein ehrlich gesagt nicht ganz so toller Teil meiner Arbeit ist das Herumschlagen mit allem was es rechtlich so zu klären gibt. Sind alle im Video zu sehenden Personen einverstanden damit gefilmt zu werden? Darf irgendjemand oder irgendetwas nicht im Video zu sehen sein? Haben alle Personen ausdrücklich dem Erfassen ihrer Daten gemäß der Datenschutzbestimmungen zugestimmt? Wird für einen bestimmten Drehort eine Drehgenehmigung benötigt (oft an öffentlichen Orten)? Alles Beispiele für Fragen, mit denen man sich mal beschäftigt haben sollte, wenn man keine Rechtsverletzung riskieren möchte. Von Drohnengesetzen möchte ich gar nicht anfangen. Eine ziemlich komplizierte Angelegenheit ist aber auch immer die Musik. Um keine Urheberrechtsverletzung zu begehen müssen Lizenzen für Musikstücke in der Regel käuflich erworben werden, wenn diese in einem öffentlichen Video verwendet werden. Hierbei ist es oft gar nicht so leicht ersichtlich, welche Lizenz genau benötigt wird, was die Lizenz alles umfasst und welche Einschränkungen man hat. Außerdem sollte geklärt sein, wer haftet, wenn etwas beschädigt wird oder jemand im Zusammenhang mit dem Dreh zu Schaden kommt. Wie du siehst steckt auch hier noch eine Menge Recherche und Papierkram dahinter.

RECHTLICHES

Ich hoffe es ist nun klar geworden, weshalb die Pre-Production nicht unterschätzt werden sollte. 

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