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CAMERA / OPERATOR

Zur Anfangszeit meines Interesses für das Filmemachen beschäftigte ich mich eigentlich nur mit der Postproduktion, und hatte das Filmen selbst nie wirklich auf dem Schirm. Mittlerweile weiß ich, was ich mir damals habe entgehen lassen und heute möchte ich meine Kamera kaum noch aus der Hand legen. Die Möglichkeiten und der Raum für Kreativität sind gefühlt nahezu unbegrenzt und es setzt die Kunst des Filmemachens für mich nochmal auf ein ganz anderes Level. Am Ende dieser Seite findest du zwei Videos, anhand denen du dir einen kleinen Eindruck meiner Fähigkeiten als Kameramann machen kannst.

WOMIT SICH EIN KAMERAMANN BEFASST

Für einen Kameramann ist die bedeutendste Frage immer, wie er das Motiv, also zum Beispiel eine Person, ein Objekt, ein Gebäude, eine Landschaft, oder einfach das was er filmen möchte, am besten in Szene setzt. Dabei spielen einige Faktoren eine Rolle, wie beispielsweise die Perspektive, oder der Bildausschnitt, der gewählt wird (so genanntes Framing").  Auch wo das darzustellende Objekt im Bild platziert wird ist eine Sache auf die viel Acht gegeben werden.  Bei der Bildgestaltung spielt auch der Hintergrund nicht selten eine große Rolle, wobei es hier sogar schon wieder eigene Berufsgruppen (z.B. Set-Designer) gibt, die darauf achten, wie und welche Objekte im Hintergrund zu sehen sind, oder die bereits beim Dreh

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versuchen, dem Film ein eigenes Farbschema zu geben. Wesentlich fundamentaler für einen Kameramann sind hingegen Lichtverhältnisse. Eine Person oder ein Objekt richtig ausleuchten zu können ist unerlässlich für jeden halbwegs professionellen Kameramann. Bei Videos haben auch Kamerabewegungen und -schwenks logischerweise einen großen Einfluss, weshalb einem die Auswirkung verschiedener Bewegungen und deren Geschwindigkeiten bewusst sein müssen. Kreativität ist zudem auch als Kameramann eine gute Eigenschaft, da natürlich viele verschiedene Perspektiven, Kamerabewegungen und Einstellungsgrößen für mehr Abwechslung und Dynamik sorgen. In größeren Filmproduktionen arbeiten Kameramänner und Cutter oft getrennt, weshalb einen guten Kameramann auch ausmacht, zu wissen welche Aufnahmen ein Cutter braucht und welche ihm dabei helfen, etwas Besonderes aus den Aufnahmen machen zu können. Über allem hinaus ist es natürlich essenziell, seine Kamera in und auswendig zu kennen, sowie zu wissen, wie sich Dinge wie Blende, Belichtungszeit und ISO auf Optik und Bildfluss auswirken. Zwangsläufig benötigt ein Kameramann allerdings auch einfach ein gutes Gefühl dafür, was gut aussieht...

DER RADAR FÜR GUTE AUFNAHMEN

Wenn ich im Zug sitze und aus dem Fenster schaue oder ich einfach nur irgendwo lang laufe, erwische ich mich oft dabei wie ich irgendwelche Dinge in den Blick nehme und im Kopf visualisiere, was für eine Aufnahme von diesem Motiv gut aussehen würde. Das geschieht meist automatisch und völlig unbewusst. Es ist wie als würde ich mit einem inneren Radar durch die Gegend laufen, der ständig auf schöne Motive und coole Blickwinkel reagiert. Ebenso fällt mir, wenn ich mich einem Ort nähere, den ich fotografieren oder filmen möchte, manchmal schon aus weiter Distanz ein Punkt auf, von dem

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ich meinen Shot durchführen möchte. In der Fotografie spricht man in diesem Zusammenhang oft von einem fotografischen Auge, was die Begabung meint, einfach ein gutes Gefühl dafür zu haben wie ein Foto/Video gut aussieht. Letztendlich ist es für mich aber mehr eine erlernbare Fähigkeit als ein angeborenes Talent, denn auch bei mir hat sich dieses Gefühl erst mit der Zeit entwickelt.

 

Im Grunde kann man auch sehr theoretisch lernen, wie etwas gut aussieht. Da gibt es zum Beispiel so etwas wie den goldenen Schnitt". Eine Art Bildraster, dass sich mathematisch berechnen lässt und einem zeigt, wo man ein Objekt im Bild am besten platziert, damit das Bild harmonischer wirkt. Genau so gibt es Einstellungsgrößen (z.B. Totale, Halbtotale, Amerikanische, Halbnah, Nah, Detailaufnahme, etc.), von denen man zwecks Abwechslung in einem Video möglichst viele verschiedene unterbringt, und bei denen es auch Regeln gibt, in welcher Funktion diese am meisten Sinn machen. Ich denke es ist gut, wenn man von diesen Dingen schonmal gehört hat, denn beim Dreh kommen sie einem doch das ein oder andere Mal in den Kopf. Doch in der Praxis denke ich meistens weniger über Regeln nach, sondern verlasse mich eher auf mein Gefühl, was gut aussieht. Dieses Gefühl befolgt diese Regeln" aber zumeist auch von ganz alleine.

ZWEI DIFFERENCE-MAKER"

Für mich stechen zwei Dinge heraus, die qualifizierte Kameramänner oder auch Fotografen machen, und die sichtbar einen Anfänger von einem Fortgeschrittenen unterscheiden. Dir werden diese Dinge auch ab sofort in Filmen immer wieder auffallen, wenn du darauf achtest. 


Kommen wir zum ersten Punkt: Stell dir vor du bist am Brandenburger Tor und du wirst von einer kleinen Gruppe gebeten, ein Foto von ihnen zu machen. In den allermeisten Fällen würdest du dich jetzt einfach frontal vor die Gruppe stellen und ein Foto knipsen, mit der Sehenswürdigkeit im Hintergrund. Damit erfüllst du bestimmt schon die Erwartungen deiner Gegenüber, die sich danach zufrieden bei dir bedanken. Wenn diese Leute mich nach einem Foto fragen, dürfen sie irritiert beobachten, wie ich beispielsweise erstmal vier Schritte nach links, zwei Schritte nach vorne und schließlich in die Knie gehe, ehe ich den Auslöser drücke. Von den Bildern sind sie dann meistens beeindruckt, obwohl ich ja eigentlich nicht viel gemacht habe. Der Schlüssel liegt darin: Augenhöhe und Frontalansicht sind nicht immer die beste Perspektive. Wenn du anfängst darüber nachzudenken, aus welchem Winkel deine Aufnahme am besten aussieht, wird das deine Bilder sofort aufwerten. Untersuchen wir mal das genannte Beispiel: Um Objekte größer, also beispielsweise Sehenswürdigkeiten noch mächtiger wirken zu lassen, ist eine Aufnahme von weiter unten geeignet. Etwas näher an den Menschen zu stehen, gibt dem Bild mehr Räumlichkeit, da es einen klaren Vorder- und Hintergrund gibt. Und Gruppe und Brandenburger Tor nicht beide mittig sondern leicht versetzt im Bild zu platzieren macht das Bild harmonischer, und gleichzeitig ist es eine kleine Abwechslung zu den allermeisten anderen Null-Acht-Fünfzehn"-Brandenburger-Tor-Bildern. Es lohnt sich also oft ein paar Schritte zur Seite zu machen, in die Knie zu gehen, sich vielleicht gar auf den Boden zu legen oder eine kleine Erhöhung zu erklimmen, um ein einzigartiges Bild oder Video zu erhalten.

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Der zweite Ansatz ist das Arbeiten in Ebenen. Dabei wird dem Bild mehr Räumlichkeit gegeben, indem etwas in den Vordergrund gesetzt wird (oft unscharf). In Spielfilmen wird dir das sehr oft auffallen, wenn zwei Personen im Dialog stehen. Dort wird oft die so genannte Overshoulder-Perspektive" verwendet, bei der wie der Name sagt über die Schultern der Person, die gerade nicht im Bild ist gefilmt wird. Die Person ist unscharf am Rand des Bildes noch leicht zu erkennen. Dadurch bekommen die Personen einen Bezug zueinander, es wird klar, wie die Personen räumlich zueinander stehen, und man bekommt in etwa die Sicht der Personen übermittelt. Zwar auch das Fotografieren, aber vor allem das Filmen in Ebenen hat einen großen Effekt. Wenn ich zum Beispiel eine ruhige Stimmung aufbauen möchte, aber trotzdem ein wenig Kamerabewegungen haben möchte, um das Bild nicht zu statisch wirken zu lassen, werden durch das Filmen in Ebenen auch nur ganz kleine Kamerabewegungen bemerkbar. Das kannst du zum Beispiel auch an vielen Stellen in meinem Handhold B-Roll with Kassiopeia"-Video sehen, welches du am unteren Ende auf dieser Seite findest. Achte auf die unscharfen Blätter, Blumen und Grashalme an einigen Stellen im Video, die eine zusätzliche Ebene bilden.

HANDHOLD vs. GIMBAL 

Für jeden kleineren (aber auch größeren) Filmproducer ist ein Gimbal" ein tolles Spielzeug. So habe auch ich in ein solches Gerät zur externen Bildstabilisierung für die Kamera investiert. Es hilft einem wackellose, weiche (bzw. smoothe") Kamerabewegungen hinzubekommen, und ermöglicht einzigartige Aufnahmen die man ohne ein solches oder anderes hilfreiches Gerät gar nicht oder nur sehr schwer hinbekommen würde. Gerade für Einzelpersonen oder kleinere Filmproduktionen, welche am jeweiligen Drehort keine Schienen verlegen, oder ein Dolly für Kamerafahrten benutzen können, ist es eine super Investition, die zudem besonders kompatibel ist. Es steht deshalb für mich außer Frage, dass ein Gimbal mehr als nur ein tolles Spielzeug ist, und bei einer Filmproduktion enorm hilfreich sein kann.

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ABER das bedeutet nicht, dass ein Gimbal keine Nachteile hat - Im Gegenteil. Ich fühle mich oft sehr eingeschränkt, wenn ich mit einem Gimbal filme, und fühle mich freier und wohler, wenn ich beide Hände an der Kamera haben kann. Genauso wie es Aufnahmen gibt, die nur mit einem Gimbal möglich sind, gibt es Aufnahmen, wozu man die Kamera in den Händen halten muss. Besonders das Filmen mit verschiedenen Brennweiten, welches einen Film sehr abwechslungsreich gestaltet, ist mit einem Gimbal enorm umständlich, da das Gerät jedes Mal neu ausbalanciert werden müsste, wenn sich die Gewichtsverteilung verändert (was beim Anpassen der Brennweite passiert). Ich denke je nach Situation beziehungsweise dem darzustellenden Objekt eignet sich eine Variante besser. Es ist aber sicher nicht schlecht für ein Video, sowohl Gimbal-Shots als auch handgehaltene Aufnahmen einzuplanen.

Unten findest du zwei Videos von mir, bei denen du einen Eindruck von meinen Fähigkeiten als Kameramann bekommst. Das eine Video ist komplett freihändig gedreht, das andere besteht nur aus Gimbal-Aufnahmen. In beiden Videos hat der Inhalt weniger eine Rolle gespielt, sie galten ursprünglich beide zur eigenen Übung meiner Fähigkeiten im Bereich Kamera.

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Handhold B-Roll with Kassiopeia | Übungsvideo

Inhalt:  Die Schildkröte eines Bekannten bei ihrer
                Mahlzeit und anschließendem Freilauf.

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Filming with the Gimbal | Übungsvideo

Inhalt:  Handwerkliche Szenen, wie ein Freund von
                mir die Holzgitter-Tür eines Gewächshauses
                auf die eigene Wunschlänge verkürzt.

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